Zu Beginn ein Rätsel: Was ist das? Man darf es per Gesetz weder erwerben noch besitzen, aber man darf es straffrei konsumieren. Wie jetzt, geht ja gar nicht… Doch, die deutsche Gesetzgebung macht genau das bei der beliebtesten Freizeitdroge nach Alkohol möglich. Cannabis, auch bekannt als Grass, Marihuana, Kif, Weed oder Ghanja, fällt unter das deutsche Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und sowohl der Handel damit als auch der bloße Besitz sind strafbar. Aber einen Joint darf man rauchen, zumindest theoretisch, weil praktisch darf man ihn ja nicht besitzen. Ich liebe solche Gummiparagraphen, weil sie so wunderbar die Absurdität der deutschen Gesetzgebung in Sachen privater Rausch zeigen. Ziehe ich am Joint eines Freundes, „besitze“ ich ihn nicht im eigentlichen Sinne, mache mich demnach also nicht strafbar, sondern begehe lediglich eine sogenannte „straffreie Selbstschädigung“. Hört, hört!
Mehr als 3 Millionen Kiffer in Deutschland
Wie dem auch sei – anscheinend scheren sich viele Menschen nicht um derart verwirrende Gesetze, zumindest lassen Zahlen aus einer Schätzung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das vermuten: Rund 3,1 Millionen der deutschen Erwachsenen konsumieren demnach mehr oder weniger regelmäßig Cannabis. Bei etwa 61,9 Millionen Erwachsenen in Deutschland (alle Wahlberechtigten 2017) macht das satte 5,01 Prozent. Gäbe es eine Kiffer-Partei und alle wahlberechtigten Kiffer würden sie wählen, wäre die 5-Prozent-Hürde damit schon mal genommen. Diese Zahlen mögen sich bitte alle vor Augen führen, die behaupten mit Kiffern nichts zu tun zu haben. Auch wenn sie selbst nicht kiffen, ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass jemand aus dem näheren Umfeld gerne mal am Joint zieht. Ob eure Kinder, Enkel, Freunde oder Bekannten dazugehören… wer weiß, es steht niemandem „kiffender Straftäter“ auf die Stirn geschrieben.
Wann kommt die Legalisierung?
Experten aller Fachrichtungen sind sich einig, dass die Frage nicht lautet ob es eine Legalisierung geben wird, sondern wann sie kommt. Andere Länder machen es vor: Der Cannabis-Anbau wird verstaatlicht (Steuereinnahmen!), die Abgabe für den privaten Freizeitkonsum geregelt und der Staat bricht trotzdem nicht zusammen. Die meisten Befürworter einer kontrollierten Legalisierung in Deutschland finden sich in der Altersgruppe der 18 bis 29-jährigen (52,5%) die wenigsten in der Altersklasse 65 plus (17,4%). Wir werden sehen. Seit der Zulassung von Cannabis als rezeptfähiges Medikament im März 2017 rückt das Thema auf jeden Fall zunehmend in den Fokus. Zum Thema „Cannabis als Medizin“ gab es auch schon einen sehr informativen Beitrag bei Frag Mutti, nachzulesen hier: Cannabis als Medizin: Was muss ich wissen?
Risiken minimieren
Jede legale oder illegale Droge hat neben ihrer erwünschten Wirkung auch unerwünschte Nebenwirkungen – so sterben beispielsweise jährlich rund 74.000 Menschen in Deutschland an den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Wer sich also für ein riskantes Trinkverhalten entscheidet, nimmt seinen frühen Tod zumindest billigend in Kauf. Nicht anders beim Cannabis: Wer sich entschließt zu kiffen, geht damit Risiken ein. Die nun folgenden Tipps sollen helfen, diese Risiken zu minimieren. Sie richten sich an alle erwachsenen und aufgeklärten Menschen, die sich trotz des bestehenden Cannabis-Verbots für den Konsum der Droge zu ihrem privaten Vergnügen entschieden haben. Mein Beitrag soll weder zum Konsum von Cannabis-Produkten animieren, noch die damit verbundenen Risiken verharmlosen.
Der komplette Verzicht
Wer alle Risiken vermeiden möchte, hat nur eine Möglichkeit: Verzichten. Punkt.
Kiffen – bitte nur Erwachsene
Das menschliche Gehirn macht während der Pubertät eine entscheidende Umbauphase durch. Wissenschaftler vermuten, dass vermehrter Cannabiskonsum in dieser Lebensphase den Umbauprozess verzögern oder gar nachhaltig stören kann. Daher gilt für Jugendliche und Heranwachsende: Finger weg vom Joint.
Die Dosierung
Dank neuer Zucht- und Anbaumethoden verfügt Cannabis heutzutage über einen deutlich höheren Wirkstoffgehalt als noch vor 15 oder 20 Jahren (Experten sprechen von einer Verzehnfachung der Potenz). Daher sollte immer mit einer möglichst geringen Dosierung begonnen werden, um eine unerwünscht starke Wirkung zu vermeiden.
Dampfen statt rauchen
Einer der gesundheitlich bedenklichsten Faktoren beim Kiffen ist die hohe Schadstoffmenge, die bei der Verbrennung von Cannabis entsteht. Dazu addiert sich die Schadstoffbelastung durch den normalerweise beim Rauchen beigemengten Tabak. Im Fachhandel sind mittlerweile sogenannte Vaporisatoren erhältlich, die eine Alternative zum Joint oder Bong (Wasserpfeife) darstellen. In diesen Geräten wird der Wirkstoff durch bloße Erhitzung aus dem Cannabis herausgelöst und anschließend inhaliert. Es findet dabei kein Verbrennungsprozess statt, daher entfallen die gesundheitsschädlichen und krebserregenden Rauchbestandteile gänzlich. Hier ist allerdings Vorsicht bei der Dosierung geboten. Vaporisatoren ermöglichen eine wesentlich höhere Ausbeute der im Pflanzenmaterial enthaltenen Wirkstoffe, d.h. die gleiche Menge Marihuana wirkt verdampft (Vaporisator) stärker als verbrannt (Joint oder Bong).
Essen statt rauchen
Cannabis kann nicht nur geraucht, sondern auch gegessen werden (Haschkekse o. Ä.). Interessierte finden im Internet zahlreiche Rezepte. Allerdings setzt der Wirkungseintritt mit bis zu einer Stunde Verzögerung ein und die Intensität des Rausches ist schwieriger einzuschätzen als beim Cannabis-Rauchen. Um unerwünschten Überraschungen vorzubeugen sollte hier mit entsprechend niedrigen Dosierungen gearbeitet werden.
Regelmäßige Pausen einlegen
Anders als Alkohol erzeugt Cannabis keine nachweisliche körperliche Sucht. Es ist aber durchaus möglich, dass sich bei regelmäßigem Konsum eine psychische Gewöhnung einstellt. Das gilt im verstärkten Maß für Menschen, die auch in anderen Lebensbereichen zu Suchtverhalten neigen. Es ist daher ratsam, regelmäßige Kiff-Pausen einzulegen, um zu überprüfen welchen Stellenwert die Droge im eigenen Leben einnimmt und das persönliche Suchtverhalten kritisch zu hinterfragen.